(Quelle: Irina Leist)
Maria Neff, Tochter des letzten Eselmühlen-Besitzers Josef Neff, war keine gewöhnliche Frau. Der Betrieb der Mühle musste 1937 nach dem Tod des Vaters eingestellt werden. Maria Neff lebte dort unter bescheidensten Verhältnissen und wurde von den Schwestern des Spitals und Wangener Bürgern unterstützt. Der Bürgerschaft von Wangen war die eigenwillige Dame als „Mariele mit der Haube“ bekannt. Sowohl im Winter wie im Sommer trug sie eine mit Wolle ausgestopfte Haube, weil sie glaubte, dass sonst das Hirn austrocknet. Diese Haube gehörte zu ihr wie die große Liebe zu ihren Katzen.
1968 versuchte die Stadt, die Eselmühle zu erwerben, um sie abzureißen und eine breitere Straße in Richtung Leutkircher Straße zu schaffen. Maria Neff wollte das allerdings nicht. Sie hatte kein Vertrauen mehr zu Amtspersonen, als der im selben Jahr neu amtierende Bürgermeister Dr. Jörg Leist bei ihr anklopfte.
Dank ihres „Bohle“, der ihm um die Beine schlich, fand er Einlass. Sie beschloss: „Wen der ‘‘Bohle‘‘ mag, konnte kein Verkehrter sein.“
Beim Mühlenrundgang sah Dr. Leist, dass es durch das Dach regnete und “erbettelte“ beim damaligen Landrat Münch 10.000 Mark, um es zu reparieren. Maria Neff glaubte dem neuen Stadtoberhaupt, dass er die Mühle erhalten und nicht abreißen wolle. Sie verkaufte die Mühle am 15.10.1969 unter dieser Zusicherung an die Stadt. Maria Neff starb am 23.12.1969.
Durch ihre Beharrlichkeit, die Mühle niemals zum Abriss zu verkaufen, schuf sie die Voraussetzung für die heutige Museumslandschaft in Wangen.
Ein wichtiger Teil des Altstadtbildes blieb so erhalten, der Startschuss zur Altstadtsanierung war gegeben, und die ganze Umgebung bei der Mühle am Eselberg ist über die Jahre ein Schmuckstück von Wangen geworden.
Ohne Maria Neff wäre das alles nie zustande gekommen.
Der Altstadt- und Museumsverein hatte es sich zum Ziel gesetzt, stellvertretend in Personifikation von Maria Neff, ein Denkmal für den beharrlichen, bewahrenden Menschen an sich zu schaffen und an die letzte Mühlenbesitzerin zu erinnern.
Die Beharrlichkeit
– in schweren Situationen nicht aufzugeben
– für seine Ansichten einzutreten und ungute Dinge zu verhindern
– sich selbst und seinen Werten treu zu bleiben
– Altbewährtes zu erhalten und zu schützen
trägt maßgeblich zu unserer kulturellen Identifikation bei!
Mit sehr großzüger Unterstützung von Spendern und den Mitgliedern, die für diese Werte einstehen, wird das Ziel nun Wirklichkeit!
Die Gestaltung dieses ganz besonderen Kunstwerks wurde dem Wangen sehr verbundenen Bildhauer Joseph Michael Neustifter in Auftrag gegeben und findet in der
Enthüllung des Denkmals am 11. September ab 18:00 Uhr vor der Eselmühle
seine Vollendung.
Ein weiteres Highlight des Abends bietet die Eröffnung der von Dr. Rainer Jensch und Irina Leist vorbereiteten Sonderausstellung der Stadt Wangen im Stadtmuseum
“ DENK MAL! Geschichte und Geschichten um die Mühle und die letzte Mühlenbesitzerin „, die einen spannenden Einblick in das Leben der letzten Müllerstochter und die damalige Zeit in Wangen bietet.