Am Internationalen Museumstag dreht sich im Stadtmuseum Eselmühle alles rund um das Drucken
Es gab nur zwei Kleinstädte, die im 17. Jahrhundert über eine eigene Zeitung verfügten. Das waren Altdorf bei Weingarten und Wangen im Allgäu. Im Jahre 1650 wurde die erste Zeitung in Leipzig herausgegeben. Bereits 1667 hatte der Buchdrucker Johan Hüpschlin eine Zeitung in Wangen herausgegeben. Allerdings musste er sich 1672 nach Vorarlberg absetzen, da er sich mit seiner Druckerei hoch verschuldet hatte. Auch Gutenberg verschuldete sich mit seiner Druckerei Mitte des 15. Jh. Die Kosten für die Einrichtung einer Druckerei, die Maschinen und die Schriftsätze bzw. Lettern waren enorm.
Erst um 1825 bekam Wangen wieder eine Druckerei. Am 1. April 1825 erschien das „Wochenblatt für den Oberamtsbezirk Wangen“. Raphael Schnitzer, Sohn des Buchbinders Philipp Schnitzer, holte sich im Februar 1825 dafür die königliche Erlaubnis vom Württembergischen König. Diese Druckerei wurde später von Josef Walchner übernommen.
Wer jetzt neugierig auf die Geschichte des Buchdrucks und der Geschichte der Schwäbischen Zeitung in Wangen geworden ist, sollte am 15. Mai 2022, dem internationalen Museumstag, zwischen 11 – 17 Uhr das Wangemer Stadtmuseum besuchen. Der Eintritt am Internationalen Museumstag ist frei. Zusammen mit dem Verein „Alte Druckkunst“ veranstaltet der Altstadt- und Museumsverein von Wangen ein buntes Familienprogramm zur Druckkunst von 11-17 Uhr im Wangener Stadtmuseum. Der Verein Alte Druckkunst e. V. aus Kisslegg wird eine Gutenberg-Druckpresse im Badstubeninnenhof aufbauen, auf der dann auch gedruckt werden kann.
Außerdem können die Besucher im Museum auf einer originalen Boston-Tiegeldruckpresse von 1860 sich eine Andenkenkarte drucken. Es werden auch Stationen mit Tintenherstellung, Siegelgießen und Federschreiben im Museum aufgebaut.
Wer an diesem Tag nicht ins Museum kommen kann: immer am dritten Samstag in der Museumssaison von April-Oktober 2022 finden Führungen im Druckereimuseum statt. Die Führung ist im Museumseintritt des Stadtmuseums inbegriffen.
Workshops oder andere Termine können zusätzlich über das Kontaktformular der Homepage des Vereins (www.amv-wangen.de) vereinbart werden. Das einzigartige Druckereimuseum wurde durch Katharina Blocher und ihrem Team vom Altstadt und Museumsverein nach langen Jahren des Dornröschenschlafs wiederbelebt und hat ein ganz neues Gesicht bekommen. Von November bis Dezember 2021 wurde das Druckereimuseum in der Langen Gasse gründlich renoviert, neu eingerichtet und Mitarbeiter für Führungen geschult. Dadurch konnte dieses Juwel wieder aktiver Bestandteil der Wangener Museumslandschaft werden.
Dass das Druckereimuseum seine Türen wieder dauerhaft für Besucher öffnen konnte, ist einer Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags zu verdanken sowie dem Deutschen Verband für Archäologie e.V., der das “Soforthilfeprogramm Heimatmuseen und landwirtschaftliche Museen 2021” im Auftrag des Bundes durchführte.
Durch die “Wiederbelebung des Druckereimuseums in Wangen” bekam der Verein auch eine Schuldruckerei aus Bempflingen (Schwäbische Alb) im Wert von ca. 5.000 € geschenkt, die auf das Projekt aufmerksam wurden. Die Schuldruckerei kann von den Wangener Schulen für Projekttage beim Altstadt- und Museumsverein ausgeliehen werden.
Auch in allen anderen Museen der Museumslandschaft erwartet Sie reichhaltiges Programm: die Mechanischen Instrumente werden ertönen, bei den Dichtern erfahren Sie viel Interessantes und auch in der historischen Badstube werden Ihnen unsere freundlichen Museumskräfte und Ehrenamtlichen manch Erstaunliches erzählen. Genießen Sie den Tag!