Ende Juli besuchte eine kleine Gruppe aus dem Vorstand des Wangener Altstadt- und Museums Vereins die Oberstadt von Bregenz. Vielen von uns ist Bregenz bekannt von der Durchreise Richtung Süden, den Bregenzer Festspielen, den Museen, dem Jazz Festival, der Pfänderbahn, der Uferpromenade am Bodensee und noch mehr. Die Altstadt jedoch ist Vielen verborgen geblieben.
Im Jahre 1805 begann die gemeinsame Geschichte von Wangen und Bregenz, da auch Bregenz zum Königreich Bayern kam. Während der Mediatisierung verlor Wangen 1803 den Status einer Reichsstadt und wurde zunächst Teil des Kurfürstentums Bayern. Bis Ende des 18. Jahrhunderts (teilweise bis zum Ende des Reichs 1806) gehörten etliche Ortsteile der heutigen Stadt Wangen auch zu Vorderösterreich (Landvogtei Schwaben, Grafschaft Montfort).
Geleitet hat die Führung Mag. Thomas Klagian, Leiter des Stadtarchivs in Bregenz. Nach dem Start im heutigen Zentrum von Bregenz führte der Weg in Richtung Martinsturm. Hier begann Herr Klagian mit seiner Führung, Informationen zur geschichtlichen Entwicklung mit den notwendigen Hintergründen in einer äußerst interessanten und liebenswerten Art. Teilweise im Vorarlberger Dialekt und gespickt mit der einen oder anderen Anekdote.
Erste Siedlungen im Gebiet des heutigen Bregenz entstanden ca. 1500 v.Chr., belegt durch Siedlungsfunde aus der Frühbronzezeit am Fuß des Gebhardsbergs.
Um 15 v. Chr. eroberten die Römer für Kaiser Augustus das Vorarlberger Gebiet und bauten hier die Stadt Brigantium auf. Es war eine römische Zivilstadt, die aus einem Tempelbezirk, Markthallen, Forum, Basilika usw. bestand. Eine ausgebaute Straße verband die Städte Brigantium über Cambodunum (Kempten im Allgäu) mit Augusta Vindelicorum (Augsburg).
Nach ca. 470 n. Chr. besiedelten Alemannen das Gebiet um Brigantium ( Bregenz ). Um 600 n. Chr. begann die Christianisierung im Raum Bregenz durch den Aufenthalt der iroschottischen Missionare Kolumban und Gallus.
Im Jahre 1330 erhielten die Bürger der Stadt Bregenz das Recht an jedem Montag einen Wochenmarkt abzuhalten.
1404 und 1445 wurde in Bregenz die Vorstadt zerstört. Das Fürstenhaus Habsburg kaufte 1451 die Hälfte der Grafschaft Bregenz mit der Stadt. Nachdem der Bregenzer Zweig der Grafen von Montfort ausgestorben war, wurde Bregenz 1523 Teil von Vorderösterreich im Erzherzogtum Österreich.
Weniger bekannt ist die Bregenzer Altstadt auf dem Placken mit einer Größe von 150 m x 150 m unterhalb des Pfänderstocks. Die Oberstadt (Altstadt) liegt innerhalb der rechteckigen Stadtmauern aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, die heute noch zum größten Teil erhalten sind. Die Hänge hinter der Oberstadt waren ursprünglich gräflich montfortisches Lehen, dienten dem Wein- und Obstanbau und gehörten später teilweise dem Kloster Mehrerau. Durch die klimatisch günstige Lage wurden im Mittelalter bis zu 560 000 Liter Wein pro Jahr gekeltert. Eine enorme Menge bei damals 1200 Einwohnern. An verschiedenen Gebäuden in der Altstadt sind heute noch die Torbögen zu sehen, die in die tiefen Weinkeller hinabführten. Heute werden in Bregenz noch ca. 15 000 Liter Wein pro Jahr hergestellt. Zu dieser Zeit war Bregenz auch wichtigster Hersteller von Rebstöcken in Süddeutschland.
Eines der Wahrzeichen von Bregenz ist der Martinsturm mit seiner geschwungenen Zwiebelhaube, ein ehemaliger Getreidespeicher. Er besitzt die größte Zwiebelkuppel Mitteleuropas. Der Martinsturm ist auch das älteste Barockbauwerk am Bodensee.
Weiter ging es zum unteren Stadttor, an dessen Gewölbe ein Haifisch hängt. Wie kommt der Haifisch an den Bodensee? Ein Antiquitätenhändler, der am Tor wohnte, sammelte Kuriositäten wie auch das Relief einer keltischen Göttin Epona, welches in der Nähe an der Wand hängt. Zwischenzeitlich wurde der mumifizierte Haifisch restauriert und kann wieder bewundert werden.
Das Wappen von Bregenz ist ebenfalls hier zu sehen, ein Pelzwappen. Verliehen 1529 von König Ferdinand. Pelzwappen findet man häufig in England und Frankreich. Wappen bei denen das gesamte Schild mit Pelz überzogen ist. Dargestellt sind drei Hermelinschwänzchen übereinander.
Das alte Rathaus aus dem Jahr 1662 ist das größte und schönste Fachwerkhaus der Oberstadt.
Gleich in der Nähe das Deuringschlössle vielen noch bekannt als Hotel und Haubenlokal. Erbaut im 17. Jahrhundert, diente es auch Egon Schiele schon als Motiv. Heute ist das Deuringschlössle in privater Hand und wurde mit hohem Aufwand liebevoll renoviert.
Wie in anderen Städten ging man auch in Bregenz mit der Substanz nicht immer pfleglich um, so musste die ehemalige Burgenanlage wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Die Türme der Anlage mussten dabei gesprengt werden. Das nachfolgende Gebäude wurde zum Gefangenenhaus mit 60 Zellen und beherbergt heute das Bundes Denkmalamt.
Am Gesellenspital mit seinen Wappen vorbei ging es steil über die Meissnerstiege hinunter in Richtung Pfarrkirche St. Gallus. Der Blick aus dieser Position ließ noch mal die Größe und Schönheit der Oberstadt auf dem Berg erkennen mit der Stadtmauer, in der das Deuringschlössle ein Teil ist, bis hin zum Bäckerturm. Am Berghang wurde vor 2 Jahren der Städtische Weinberg gepflanzt, der bald einen guten Tropfen hervorbringen wird.
Die Bregenzer Oberstadt – ein wahres Kleinod
Altstadt- und Museumsverein Wangen im Allgäu – Robert Eichbaum