28.04.1900 – 23.12.1969
Maria Neff, Tochter des letzten Eselmühlen-Besitzers Josef Neff, war keine gewöhnliche Frau und hatte es nicht einfach im Leben. Der Betrieb der Mühle musste 1937 nach dem Tod des Vaters eingestellt werden.
Maria Neff lebte dort unter bescheidensten Verhältnissen, man kann sagen bettelarm, und wurde von den Schwestern des Spitals und Wangener Bürgern unterstützt.
Den Wangenern war die eigenwillige Dame als „Mariele mit der Haube“ bekannt. Sowohl im Winter wie im Sommer trug sie eine mit Wolle ausgestopfte Haube, weil sie glaubte, dass sonst das Hirn austrocknet. Diese Haube gehörte zu ihr wie die große Liebe zu ihren Katzen.
Manchem ist sie schrullig, stur und wunderlich in Erinnerung, einige berichten aus ihren Kindertagen, dass sie sich damals vor ihr ein wenig fürchteten. Viele erzählen aber, dass Maria Neff trotz ihrer Zurückgezogenheit eine herzensgute, hilfsbereite, kluge Frau war und man „gut mit ihr auskam“.
„Ja, und im Krieg isch ma von d´ Eltra nagschickt worra, ob se was hot. Wenn se was ghet hot denn hot se was gäba – und wenn it, dann war´s au it schlimm. I bin gern zu ihra ganga.“ „Sie war scho recht“ ist hier zu hören.
1968 versuchte die Stadt, die Eselmühle zu erwerben, um sie abzureißen, um u. a. eine breitere Straße Richtung Leutkircher Straße zu schaffen. Maria Neff wollte das allerdings nicht.
Sie hatte schon kein Vertrauen mehr zu Amtspersonen, als der im selben Jahr neu amtierende Bürgermeister Dr. Jörg Leist bei ihr anklopfte. Dank ihres „Bohle“, der ihm um die Beine schlich, fand er Einlass.
Sie beschloss: „Wen der „Bohle“ mag, konnte kein Verkehrter sein.“
Beim Mühlenrundgang sah Herr Dr. Leist, dass es durch das Dach regnete und erbat beim damaligen Landrat Dr. Münch 10.000 Mark, um es zu reparieren. Er überzeugte Maria Neff mit viel Fingerspitzengefühl, dass er die Mühle erhalten und nicht abreißen wolle. Maria Neff glaubte dem neuen Stadtoberhaupt. Sie verkaufte die Mühle unter dieser Zusicherung an die Stadt.
Am 15. Oktober 1969 wurde der Vertrag unterzeichnet, am 23. Dezember starb Maria Neff. Mehr als 60 testamentarische Gutschriften hatte die alte Dame zu diesem Zeitpunkt unterschrieben – und ihr Geld verschenkt.
Durch ihre Beharrlichkeit, die Mühle niemals zum Abriss zu verkaufen, schuf sie die Voraussetzung für die heutige Museumslandschaft in Wangen und damit auch den Beginn der Altstadtsanierung, die bis zum heutigen Tag vorbildlich fortgesetzt wird.
Ein wichtiger Teil des Altstadtbildes blieb so erhalten und die ganze Umgebung bei der Mühle am Eselberg ist über die Jahre ein Schmuckstück von Wangen geworden und Treffpunkt kultureller Aktivitäten.
Ohne Maria Neff wäre das alles nie zustande gekommen.